DENKREICH

Der September ist wie jedes Jahr ein Wechselbad der Gefühle. Meine 2. Aorten-OP hat da Jahrestag. Meine Mutter Todestag. Mein Mann und ich Hochzeitstag und Jahrestag. Unser Sohn Geburtstag. Meistens ist da noch mein Aorten-Check-Up-Termin und dann haben auch noch viele liebe Menschen Geburtstag.
Von Himmel hoch jauchzend bis zu Tode betrübt alles dabei.

Mama, du bist jetzt seit 27 Jahren mein Sonnenstrahl, der durch die Wolken bricht.
Ich vermisse dich immernoch!

Es ist total schön zu sehen wie gut unsere Kleinen mit dem alten Kater klarkommen. Snowie hat die letzten 17 Jahre nie eine andere Katze an sich rangelassen und ist auf Abstand gegangen.
Seit einem Jahr wird hier gekuschelt und das macht mich sehr glücklich.

Hallo ihr Lieben,
wir sind aus dem Urlaub zurück und ich werde in den nächsten Tagen/Wochen mal ein bisschen berichten und Fotos posten.
Bei uns ist soweit alles im grünen Bereich.
Bis bald …

Kennt ihr das wenn man schwanger ist? Man läuft dann durch die Welt und man sieht nur noch Frauen mit dicken Bäuchen.

So ähnlich ist das wenn der Tod einen gefunden hat. Man kann ihn so schnell nicht mehr abschütteln. Vor 1 3/4 verstarb mein Vater, im Frühjahr mein Schwiegervater und letzte Woche die Heike. Man möchte gedanklich weglaufen, aber man kann einfach nicht.

Gerade war ich bei aldi. Ganz normal einkaufen. Ich steuere zielstrebig zu der Schokolade, da stehen da 2 Omis im Weg und unterhalten sich. Sie unterhalten sich über Urnenbestattung. “Helga weißt du wo die jetzt ein neues Feld für Urnen auf dem Friedhof haben? Da weiter unten an der …straße, da liegt auch der F.S. .” Der Name meines Schwiegervaters. Ein Stich im Magen. Ich schiebe die eine Oma nett zur Seite um an meine Nervennahrung zu kommen. “Helga, und im …weg ist letzte Woche EINE gestorben, die war erst 48.” Mir blieb die Luft weg, Tränen schossen in meine Augen und mir wurde kalt.

Ich wollte einfach nur schreien und raus. Da hatte er mich wieder. Man kann ihm nicht ausweichen.

Gestern Abend ist ein ganz lieber, wichtiger Mensch für mich gestorben. Meine Heike hatte Brustkrebs und dann Lebermetastasen. Sie war Lebensbejaend, hat gekämpft und hatte immer Hoffnung. Sie wollte noch nicht gehen, sie hatte noch so viel vor und wußte nicht, dass der Tod ganz plötzlich und unerwartet zuschlagen wird. Ich werde sie so sehr vermissen. Sie hat mir so viel Kraft gegeben und mir zugehört. Sie hatte immer tolle Pläne und Ideen und ich hatte sie furchtbar lieb. Heike wo immer du jetzt bist, du sollst wissen, dass du ein sehr wertvoller Teil meines Lebens warst.

Du siehst den Garten nicht mehr grünen,
in dem du einst so froh geschafft.
Siehst deine Blumen nicht mehr blühen,
weil dir der Tod nahm deine Kraft.
Was du aus Liebe uns gegeben, dafür ist jeder Dank zu klein.
Was wir an dir verloren haben,
dass wissen nicht nur wir allein.
Die Zeit der Sorgen und des Leids, es ist vorbei,
die Liebe bleibt.

Und wieder warten. Ich habe seit Wochen Gelenk- und starke Rippenschmerzen und war deshalb am Montag beim Hausarzt. Er hat Blut abgenommen und ich sollte gestern Nachmittag anrufen und die Ergebnisse erfragen.

Und was war gestern noch nicht da?
Die Ergebnisse.

Und was war heute morgen nicht da?
Die Ergebnisse.

Ich habe ja auch extrem starke Nerven und es macht mich gar nicht wahnsinnig.

Wisst ihr was die 4 besten Dinge im Leben sind, ausser meiner Familie und meiner Freunde?

1. Morgens lange unter der heissen Dusche stehen und einfach das Wasser auf die Schultern prasseln lassen. Dabei keinen Venenverweilkatheder im Arm haben, keine Drainage im Bauch. Keine Narbe, die nicht nass werden darf. Nicht das Gefühl, dass ich nach 2 Minuten schon nicht mehr stehen kann. Keine Schweißausbrüche vor Schwäche. Kein Schwindel. Einfach nur das warme, wohlige Gefühl, wenn sich die Muskeln entspannen. Die Augen schließen und genießen.
2. Im Bett liegen und schlafen. Einfach so wie ich möchte. Auf der linken Seite, auf der rechten Seite, auf dem Rücken, auf dem Bauch. Mich rumwälzen ohne Schmerzen zu haben. Ohne irgendwelche Kabel und Schläuche zu verheddern. Ohne, dass ein Perfusor piept, weil das Heparin leer ist oder eine Nachtschwester reinkommt und Blut abnimmt. Aufstehen zu können, wenn ich Pipi muss ohne nach einer Krankenschwester klingeln zu müssen. Aufstehen zu können, wenn ich nicht schlafen kann. Mit meinem Sohn und meinem Mann im Bett kuscheln.
3. Mal keine Schmerzen haben. Keine Narbe, die weh tut. Keine Gelenke die weh tun. Keine Wunden, aus denen Schläuche hängen. Keine Kopfschmerzen. Keine unerträglichen Rückenschmerzen. Keine Herzrhythmusstöhrungen. Einfach mal ein gutes Körpergefühl ohne, dass was weh tut.
4. Essen und trinken können wann und was ich möchte. Ohne, dass mir schlecht wird, ich nicht schlucken kann oder ich mich furchtbar verschlucke. Kein pappiges Kantinenessen, sondern frisch gekochtes. Appetit auf etwas haben. Den Geschmack von rohem Obst und Gemüse genießen. Ein ganzes Glas Wasser trinken können ohne Angst haben zu müssen, dass der Inhalt gleich wieder rauskommt. Durch die Stadt bummeln und einen Latte Maccchiato trinken, oder ein Eis essen. Mit Familie und Freunden Essen gehen und sich verwöhnen lassen.

Die 4 Sachen sind einfach das Größte im Leben.

Seit letzte Nacht ist auch noch mein Mann krank. Das wird ja ein tolles Silvester :-(

Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und viel Gesundheit im neuen Jahr.